Magenleiden – ein Phänomen unserer Zeit
Sodbrennen, Krämpfe, Völlegefühl
Magen-Darm-Beschwerden sind vor allem in den westlichen Industrieländern heutzutage weit verbreitet. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit der Probleme; Frauen sind tendenziell öfter betroffen als Männer.
Der Magen-Darm-Trakt ist viel mehr als eine bloße Verdauungsmaschine. Er produziert auch viele Substanzen wie Hormone oder andere Botenstoffe und ist von enormer Wichtigkeit für das Immunsystem. Mit seinen Millionen Nervenzellen reagiert er sensibel auf Ärger und Stress, zu fettiges Essen, zu üppige Portionen, zu hastiges Schlucken, Alkohol und Rauchen oder auch auf zu wenig Bewegung.
Die Beschwerden sind vielfältig und reichen von Magendrücken,
Krämpfen, Sodbrennen, Völlegefühl, Reizmagen und Reizdarm
bis hin zu Blähungen.
Bei manchen Menschen treten sie nur gelegentlich auf, bei vielen aber werden die Probleme chronisch.
Viele Magenbeschwerden haben keine organischen Ursachen. Doch was zunächst beruhigend klingt, ist für die meisten Betroffenen dennoch kein Grund zum Aufatmen. Denn immer wiederkehrende Symptome stellen im Alltag ein echtes Problem dar.
Wenn der Magen rebelliert
Funktionelle Magen-Darm Beschwerden
In der modernen Medizin wird der Magen-Darm-Trakt zunehmend als funktionelle Einheit betrachtet. Die Mediziner bezeichnen andauernde oder wiederholt auftretende Beschwerden, die nicht auf einzelne Organe bezogen sind, auch als funktionelle Dyspepsie.
Die Diagnose „Dyspepsie“ wird dann gestellt, wenn die Beschwerden über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten wiederholt auftreten und sich keine organische Ursache nachweisen lässt. Da ursächlich für das Auftreten der Beschwerden meist mehrere Funktionsstörungen im Ablauf der Verdauungsmechanismen angesehen werden, spricht man von funktionellen Magenbeschwerden. Dyspeptische Beschwerden umfassen unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Aufstoßen, Sodbrennen, Blähungen und vorzeitiges Sättigungsgefühl. Es wird geschätzt, dass ein Viertel der deutschen Bevölkerung unter funktioneller Dyspepsie leidet.
Der Begriff Dyspepsie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Fehlverdauung (Dys = Fehlfunktion, pepsis = Verdauung).
Die Ursachen für dyspeptische Beschwerden sind noch nicht geklärt. Es wird ein Komplex aus unterschiedlichen Störungen vermutet. Ein Aspekt scheinen gestörte Bewegungsabläufe im Magen-Darm-Trakt zu sein. Zudem können in manchen Fällen Nahrungsmittelallergien eine Rolle spielen. Es werden auch psychische Störungen und ein verändertes Schmerzempfinden sowie eine Übererregbarkeit des autonomen Nervensystems diskutiert. Insgesamt werden bei der Behandlung von dyspeptischen Beschwerden nach dem Ausschluss von organischen Ursachen und schwerwiegenden Erkrankungen bevorzugt pflanzliche Heilmittel eingesetzt.
Ein sensibles System
Wenn das „Bauchgehirn“ aus dem Gleichgewicht gerät
Auf den Magen geschlagen, Ärger hinunterschlucken, etwas in sich hineinfressen, das bereitet mir Bauchschmerzen. Diese und viele andere Redewendungen aus unserem Sprachgebrauch zeigen deutlich, wie eng Psyche und Magen-Darm-Trakt miteinander zusammenhängen.
Heute weiß man, dass der Verdauungsprozess vom sogenannten „enterischen Nervensystem“ (ENS) gesteuert wird.
Das oft auch als „Bauchgehirn“ bezeichnete ENS besteht aus einem komplexen Geflecht von über 100 Millionen Nervenzellen, die nahezu den gesamten Magen-Darm-Trakt durchziehen.
Das ENS reguliert die Muskelbewegungen von Magen und Darm, steuert die Durchblutung der Verdauungsorgane und die Aufnahme von Nährstoffen. Es arbeitet zwar völlig autonom, ist aber über Nervenbahnen mit dem Gehirn verbunden. In unserer von Stress und Hektik geprägten Zeit kann dieses überaus komplexe und so sensible System leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Die Folgen können Magen- und Darmbeschwerden sein, die oft kombiniert miteinander auftreten und sich nur schwer eingrenzen lassen.
Behandlungswege
Wie Sie Ihren Magen wieder ins Gleichgewicht bringen
Nahrungsmittel, Essgewohnheiten & Lebensstil
Bei leichten Magen-Darm-Störungen ist es nicht immer erforderlich, diese direkt mit Medikamenten zu behandeln.
Ein erster wichtiger Schritt wäre es, zu beobachten, unter welchen Umständen diese Beschwerden besonders häufig auftreten. Wenn bestimmte Nahrungsmittel als Ursache mit in Frage kommen, sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine Ernährungsumstellung und mögliche diätetische Maßnahmen sprechen. Manchmal reicht es schon aus, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. Wird z.B. der Genuss von scharfen Gewürzen, blähenden Speisen, alkoholischen Getränken, starkem Tee oder Kaffee eingeschränkt, verschwinden oft die Beschwerden von alleine. Auch das Essverhalten spielt eine große Rolle: so sind regelmäßige Mahlzeiten und kleinere Portionen viel magenfreundlicher und helfen, die Beschwerden zu reduzieren.
Weil bei funktionellen Magen-Darm- Beschwerden fast immer auch Stress mit im Spiel ist, können Entspannungstechniken eine sinnvolle Unterstützung sein. Durch autogenes Training, progressive Muskel-entspannung oder Yoga lernen Sie, bewusster zu atmen, die innere Anspannung abzubauen und so den sensiblen Magen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Medikamente
Eine Magen-Darm-Funktionsstörung lässt sich mit Medikamenten nicht heilen. Medikamente können allerdings erfolgreich als begleitende Therapie eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern oder vorübergehend zu beseitigen. Diese Medikamente sollen nur über einen begrenzten Zeitraum, solange die Beschwerden besonders stark sind, eingenommen werden.
Im Rahmen einer medikamentösen Therapie kann der Arzt zum Beispiel ein magensäurehemmendes Medikament verschreiben. Wenn Magensäurehemmer nicht ausreichend wirken oder wenn ein nervöser Magen vorliegt, der sich durch Druck- und Völlegefühl, Übelkeit und Aufstoßen bemerkbar macht, kommen auch Medikamente in Betracht, welche die Magenentleerung in den Darm beschleunigen.
Nicht alle Medikamente gegen Magen-Darm-Beschwerden sind verschreibungspflichtig. Dennoch sollte bei einer Selbstmedikation in jedem Fall Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.
Pflanzliche Mittel
Als Alternative in der Therapie von Magen-Darm-Beschwerden werden seit langem auch pflanzliche Extrakte eingesetzt.
Aus Kindertagen sind vielen Klassiker wie Kamillenblüten und Fenchel bekannt. Letzterer wird häufig mit Kümmel oder Anis kombiniert, wenn es darum geht, schmerzhafte Blähungen zu lindern. Weitere bei Magen-Darm-Beschwerden traditionell eingesetzte Pflanzen sind neben der im mediterranen Raum beliebten Artischocke vor allem die Melisse und die Pfefferminze. Da diese Kräuter auch in heimischen Gärten gedeihen, waren sie schon in den Hausrezepten unserer Großmütter fest verankert.
Kurkuma beziehungsweise der Gelbwurz ist bei uns vor allem als Bestandteil des Currypulvers bekannt. In Indien gilt Kurkuma schon seit dreitausend Jahren als eine heilige Pflanze und hat einen festen Platz in der ayurvedischen Medizin.
Eine weitere in der Erfahrungsmedizin gut bewährte Pflanze ist Anguraté. Sie ist ein altes, von indigener Bevölkerung Perus seit vielen tausend Jahren verwendetes Heilmittel, das bei Magen-Darm-Störungen aller Art eingesetzt wird und auch in der westlichen Welt mittlerweile eine große Anerkennung genießt.